Wissenswertes |
Gezielter Einsatz Dialekt und Politik Gibt es einen Zusammenhang zwischen Dialektgebrauch und Politikinteresse? Die Allensbachumfrage von 2008 konnte diesen nicht eindeutig feststellen: Von den politikinteressierten Befragten gaben etwa die Hälfte an, Mundart sprechen zu können; bei den uninteressierten waren es nur knapp 4% weniger. Ungeachtet dessen ist Dialekt ein von Politikern oft gezielt und bewusst eingesetztes Kommunikationsmittel, mit dem sie Nähe und Verbundenheit zu einer Region und ihren Menschen zeigen können. Operiert man als Politiker aber überregional kann Dialektsprechen auch zum Nachteil werden. So räumte auch Ministerpräsident Günther Oettinger in einem Interview ein, dass sein schwäbischer Dialekt ihm bei Auftritten außerhalb Baden-Württembergs hinderlich sei. Hieraus wird deutlich: Dialekt ist auch im politischen Kontext beliebt und nützlich, sollte aber situationsbezogen verwendet werden. Vielleicht kann dann bei so manchem Dialektsprecher das Interesse an Politik noch geweckt werden? |
Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach |
Schwätzt Gott Schwäbisch? Dialekt und Kirche Seit Anfang der 70er-Jahre gibt es im süddeutschen Sprachraum Versuche den Dialekt in den christlichen Gottesdienst zu integrieren. Durch Mundartpredigten soll gezeigt werden, dass man mit Dialekt auch ernsthafte Inhalte vermitteln kann. Außerdem soll die vertraute Sprachform die Distanz zwischen Pfarrer und Gemeinde verringern und ein Vertrautheits- und Zugehörigkeitsgefühl vermitteln. Auch die (oftmals problematischen) Übersetzungen von Gebeten oder Bibeltexten ins Schwäbische zeigen, dass der Dialekt in der Kirche eine Rolle spielt. Sprechen gläubige Menschen auch mehr Dialekt als ungläubige und gibt es sogar innerhalb der christlichen Konfessionen Unterschiede im Dialektgebrauch? Die Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach ermittelte, dass Katholiken tendenziell am meisten Mundart sprechen. Von den Befragten, die sich dem Protestantismus zuordneten, kann etwa ein Drittel den Dialekt ihrer Gegend nicht sprechen. Ähnliche Ergebnisse erzielte die Umfrage unter Konfessionslosen und Personen, die sich nicht der christlichen Religion zugehörig fühlen. Ob der Dialekt für die Menschen in Deutschland nun aber eine Herzens- oder Glaubenssache ist und ob sie ihn als geistreich oder geistlos empfinden, lässt sich mit Zahlen nicht erfassen. |
Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach |
Ohren auf! Wie beliebt sind Dialekte in Deutschland? Jetzt ist es offiziell: Das Schwäbische (als Unterart des Alemannischen) und auch das Bayrische sind vom Aussterben bedroht. In diesem Jahr sind sie erstmals im „Weltatlas zu bedrohten Sprachen“ aufgeführt, der regelmäßig von der Unesco erstellt wird. Rund 2500 Sprachen wird darin eine unsichere Zukunft vorausgesagt. Muss man sich nun ernsthafte Sorgen um den Fortbestand der deutschen Dialekte machen? Eines ist gewiss: Unbeliebt sind die Dialekte in Deutschland nicht. Nur 11% der 1814 vom Institut für Demoskopie Allensbach befragten Bundesbürger gaben an, keinen Dialekt gerne zu hören. Über ein Drittel dagegen empfindet das Bayrische als wohlklingend. Und auch Schwäbisches wie „Häusle“, „bissle“ und „Weckle“ erfreut immer noch so manches Ohr. Schließlich erreicht die Schwäbische Mundart unter den 17 aufgelisteten Dialekten Platz 4. Des ka sich doch seha lassa! |
Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach |
Sprache des Herzens! Bei welchen Gelegenheiten wird Dialekt gesprochen? Dialekt ist ein lebendiges Verständigungsmittel. 48.4 % der vom Allensbacher Institut für Demoskopie befragten Menschen in Gesamtdeutschland gaben an, Dialekt zu sprechen. Betrachten wir die Region Rhein-Main/Südwest, steigt die Zahl sogar auf 65.7 % an. Dialekt wird jedoch nicht jederzeit gebraucht. Nur 25.7 % der deutschen Bundesbürger behaupten von sich ihn nie abzulegen. Deutlich zeichnet sich dabei ein situativer Gebrauch von Dialekten ab - je nach Gelegenheit kann zwischen Hochsprache und Mundart gewechselt werden. Beim Einkauf oder beim Plausch mit dem Nachbarn am Gartenzaun spricht man gerne Dialekt. Auch am Stammtisch in der Besenwirtschaft ist es schön, sein „Schätzle“ auf ein „Viertele“ einladen zu können. Bei offiziellen oder formellen Anlässen oder auch bei der Arbeit im Büro dagegen ist Hochdeutsch angemessener. Dialekt ist die Sprache des Alltags und wird heutzutage vielmehr im privaten und familiären Raum verwendet. Bei anderen Gelegenheiten wird die Mundart entweder ganz abgelegt oder nur als eine sanfte Tönung der Sprache hörbar. Doch jede kleinste dialektale Einfärbung vermag es, heimatliche Gefühle und Nähe zu erzeugen. Erreicht der Heimkehrer also sein Ziel „Schtuagert“ schlägt ihm das Herz höher. Dialekt bleibt als sogenannte „Herzenssprache“ im Gebrauch! |
Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach |
„Gsälz“ bleibt „Gsälz“? Dialekt und Generation Ist Dialekt die Sprache der alten Leute? Glaubt man der Statistik, lautet die Antwort nein. Das Institut für Demoskopie Allensbach ermittelte, dass 37% der 16 bis 29jährigen Deutschen die Mundart ihrer Region „gut“ und 30% immerhin „ein wenig“ sprechen können. Natürlich wirken dieses Ergebnisse ernüchternd im Vergleich zu den 58% der Befragten, die 60 Jahren oder älter sind und angaben Dialekt zu beherrschen. Aber ist es nicht so, dass ältere Menschen schon immer mehr Dialekt gesprochen haben als die jüngeren? Der Dialektgebrauch unterliegt tatsächlich einem Wandel: Die Jungen gebrauchen die Mundart tatsächlich anders als die Alten. Vielleicht ist der Dialekt für die junge Generation nicht mehr alleiniges Verständigungsmittel, aber eines dessen Wert sie weiterhin schätzen. Natürlich weiß heute nicht mehr jedes Kind in Schwaben, was „Gsälz“, „Muggaseggele“ oder „Grombiera“ bedeuten und mit Sicherheit wird noch so manche andere Kostbarkeit aus dem schwäbischen Wortschatz verloren gehen. Trotzdem wird sich der Dialekt als Ganzes in nächster Zukunft nicht verabschieden, denn die Jugend spricht ihn größtenteils noch wie auch die Allensbach-Umfrage bestätigt auch wenn er nicht in jeder Situation gleich stark angewendet wird (Vgl. Dialektumfrage 2). |
Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach |
Erstellt von Annelie Knust und Charlotte Löffler, Studentinnen des Ludwig-Uhland-Insituts für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen |
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